Linke Betriebsgruppen?

Aus der letzten Ausgabe der B&G-Zeitung:
Von David Matrai, Gewerkschaftssekretär bei ver.di Niedersachsen-Bremen

Es stimmt: Einerseits fehlt der gesellschaftlichen und parteipolitischen Linken betriebliche Verankerung, andererseits fehlt in den meisten Betrieben linke und kämpferische (Gewerkschafts-)Politik. Der Gedanke linker Betriebsgruppen liegt deshalb nahe – und wirft dennoch Fragen auf. Zunächst muss zwischen Betriebsgruppen der LINKEN und allgemeineren linken Betriebsgruppen unterschieden werden. Wird an Parteistrukturen gedacht, stößt der Vorschlag vermutlich auf Vorbehalte: Es gibt in Deutschland schlicht keine jüngere Tradition von Partei-Betriebsgruppen und mancher dürfte – ob berechtigt oder nicht – den auch unter Linken verankerten Grundsatz der Einheitsgewerkschaften berührt sehen. Auch stellt sich die Frage, ob parteipolitische Betriebsgruppen derzeit das am besten geeignete Instrument sind, um als gewerkschaftliche Linke an Einfluss innerhalb der Gewerkschaftsbewegung zu gewinnen.

 

Aussichtsreicher und anschlussfähiger dürften allgemeiner aufgestellte linke Vernetzungen und Betriebsgruppen sein. Hierbei kann durchaus auf Erfahrungen linker Betriebsarbeit zurückgegriffen werden, etwa bei Opel oder Daimler. Eine Auswertung dieser gemachten Erfahrungen wäre hilfreich bei der Klärung, wie und wo sich linke Betriebsgruppenarbeit in den Aufbau einer Gewerkschaftslinken einfügt.

Grundsätzlich muss dabei diskutiert werden, in welchen Bereichen linke Betriebsgruppen aktuell eine realistische Perspektive darstellen. Während linke Betriebsgruppenarbeit in den etablierten Gewerkschaftsstrukturen mancher Industriebranchen prinzipiell durchaus möglich ist, sind vergleichbare Gewerkschafts- und Interessenvertretungsstrukturen in zahlreichen Dienstleistungsbranchen nicht vorhanden. Hier steht für Betriebsaktive der Gewerkschaftsaufbau im Vordergrund und nicht die Intervention in bestehende Strukturen. Dies bindet Kräfte und beinhaltet die Gefahr, sich in Alltagsarbeit aufzureiben. Es bietet aber auch die Möglichkeit, als linke und kritische Gewerkschafter/innen in Verantwortung zu gehen und direkten Einfluss zu nehmen.

Wo bleibt hierbei nun die betriebliche Verankerung der LINKEN Partei? Grundsätzlich würde DIE LINKE auch ohne Partei-Betriebsgruppen von einer stärkeren Gewerkschaftslinken profitieren. Darüber hinaus bleibt es notwendig, die Partei auf betriebliche Themen und Kämpfe zu orientieren und betrieblich verankerte Parteiaktive zu vernetzen und zu stärken.